Behandlungsformen

Alternative Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Zusammengestellt von Andreas Knuf, Mitarbeiter Pro Mente Sana

Neben Medikamenten und psychotherapeutischen Methoden gibt es zahlreiche andere Behandlungsmöglichkeiten, die nachweislich antidepressiv wirken. Wir stellen einige der bekanntesten Verfahren vor und fragen kritisch nach ihren Chancen und Risiken.

Schlafentzug
Dieses Verfahren wird auch als Wachtherapie bezeichnet und bedeutet, dass der Betroffene ganze Nächte oder einen Teil der Nacht - meist während der zweiten Nachthälfte - wach bleibt. Besonders die zweite Schlafhälfte scheint depressionsfördernd zu wirken. Bei mehr als der Hälfte aller Betroffenen kommt es zumindest am Tag nach dem Schlafentzug zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung, die allerdings meistens nur kurz anhält. Schlafentzug sollte man nicht ohne professionelle Begleitung praktizieren, es sei denn der/die Betroffene ist bereits erfahren im Umgang mit dieser Methode. Durch Schlafentzug können Selbstmordideen verstärkt werden, und es kann zu manischem Erleben kommen.

Sport
Sportliche Betätigung hat für viele Menschen eine stimmungsaufhellende Wirkung, Ausdauersport kann geradezu euphorisierend wirken. Man nimmt an, dass bestimmte körpereigene Botenstoffe (die sogenannten Endorphine) dafür verantwortlich sind. Diese Stoffe können ähnlich wie Morphium “high“ machen. Zahlreiche Studien zeigen, dass durch Sport die depressive Symptomatik reduziert werden kann bzw. Depressionen gar nicht erst entstehen. Menschen, die schon seit längerem sportlich aktiv sind, sollten dies auch während einer depressiven Krise beibehalten. Wer bisher keinen Sport getrieben hat, der wird in einer Krise wahrscheinlich nicht damit beginnen. Für ihn wäre es aber lohnenswert, während einer stabilen Phase damit zu beginnen, um sich vor weiteren Depressionen zu schützen.

Lichttherapie
Die Lichttherapie wirkt in erster Linie bei der sogenannten “Winterdepression“, die während der dunklen Jahreszeit auftritt. Bei dieser Depressionsform treten Symptome auf, die für andere Depressionsformen sehr untypisch sind, etwa ein sehr grosses Schlafbedürfnis sowie verstärkter Appetit bis hin zum Heisshunger. Künstliches Licht scheint bei diesem Krankheitsbild die positive Wirkung des im Winter spärlichen Sonnenlichts zu ersetzen. Eingesetzt werden spezielle Lichttherapielampen, die zu Hause verwendet werden können, aber nicht gerade billig sind.

Elektrokrampftherapie
Das auch als “Elektroschock“ bekannte Verfahren ist vor allem bei Betroffenen und Angehörigen sehr umstritten und wurde auch von vielen Kliniken lange abgelehnt. Unter Vollnarkose wird dabei elektrischer Strom durch bestimmte Hirnareale geleitet. Natürlicherweise kommt es dabei zu einem Muskelkrampf, der heute durch Medikamente jedoch verhindert werden kann. Mittlerweile wird die Elektrokrampftherapie zunehmend wieder eingesetzt, vor allem aufgrund guter Therapieerfahrungen bei Menschen mit sehr schweren Depressionen, die sich durch Medikamente nicht verbessern.

Magnetstimulation
Bei dieser sehr neuen Methode wird eine Hirnhälfte einem starken Magnetfeld ausgesetzt, wodurch sich die Durchblutung und die Stoffwechselprozesse in der entsprechenden Hirnregion verändern. Schwere Nebenwirkungen oder Schmerzen soll dieses Verfahren nicht bewirken. Obschon es bisher sehr ermutigende Forschungsresultate gibt, wird es bisher noch nicht im Rahmen der regulären Behandlung eingesetzt. Der Wirkmechanismus dieses Verfahrens ist bisher unbekannt. Mehrere Untersuchungen zeigen gute Therapieresultate auch bei schwer depressiven Menschen und sogar bei bisher unbehandelbaren Depressionen.

Über die hier beschriebenen Therapiemöglichkeiten können Sie sich bei Ihrem behandelnden Psychiater oder in einer psychiatrischen Klinik oder Ambulatorium weiter informieren.

Auszug aus dem Heft "Depression: Den eigenen Weg gehen" von Pro Mente Sana. Das Heft kostet Fr. 9.-
und kann bestellt werden bei Pro Mente Sana, Hardturmstrasse 261, Postfach, CH-8031 Zürich
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