Behandlungsformen

Antidepressive Medikamente

Zur Verfügung stehen viele unterschiedliche Präparate, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen: 'klassische' (sog. Trizyklika) und 'neuere' Antidepressiva. Die letzteren (z.B. die Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) sind selektiver wirksam und haben dadurch weniger Nebenwirkungen. Alle diese Medikamente wirken auf das Gehirn mit dem Ziel, die veränderte Aktivität bestimmter Hirnzentren günstig zu beeinflussen und so zu einer Stimmungsaufhellung beizutragen. Im Gegensatz zu Drogen und anderen Medikamenten ist bei Antidepressiva keinerlei Suchtgefahr oder körperliche Abhängigkeit bekannt.

Es ist wichtig zu wissen, dass Antidepressiva - im Gegensatz z.B. zu einer Kopfwehtablette - nicht sofort wirken. Frühestens nach einigen Tagen darf mit einer Stimmungsaufhellung gerechnet werden, die für die Betroffenen anfänglich meist unmerklich und langsam erfolgt. Alle Antidepressiva – ausser die Johanniskraut-Präparate - unterstehen der Rezeptpflicht und sollen nur nach Absprache mit behandelnder Ärztin oder behandelndem Arzt in der Dosis verändert oder mit anderen Medikamenten kombiniert werden.

Üblicherweise wird zu Beginn einer Behandlung eine niedrige Dosis gewählt, um den Organismus an das Medikament zu gewöhnen; danach erfolgt eine schrittweise Erhöhung. Gehen die Symptome nicht zurück oder treten zu starke Nebenwirkungen auf, soll das Präparat gewechselt werden. Leider gibt es bis heute noch keine Möglichkeit, die Wirkung eines einzelnen Antidepressivums bei einem bestimmten Menschen sicher vorherzusehen; es ist also keineswegs eine schlechte Therapie oder gar das Versagen der Betroffenen, wenn mehrere Medikamente "ausprobiert" werden müssen.

Nach Abklingen der Beschwerden neigen viele Betroffene dazu, das Antidepressivum frühzeitig abzusetzen, was die Gefahr eines Rückfalles erhöht. Deshalb sollte das Beenden einer Therapie immer in Absprache mit der Ärztin bzw. dem Arzt erfolgen. Als Faustregel gilt, dass nach Normalisierung der Stimmung während mindestens sechs Monaten mit der gleichen Dosis weiter behandelt werden sollte, danach kann eine langsame Reduktion vorgenommen werden. Bei schweren wiederkehrenden Depressionen ist eine Langzeitbehandlung über Jahre in Betracht zu ziehen, da dadurch unter Umständen die Beschwerden dauerhaft gelindert werden können. Allerdings fehlen noch Langzeitstudien, die sich über viele Jahre erstrecken.


Nebenwirkungen

Wie alle Medikamente besitzen auch Antidepressiva Nebenwirkungen, die mit dem Arzt oder der Ärztin genau besprochen werden sollten. Häufig sind sie vorübergehend und harmlos (z.B. Müdigkeit, Mundtrockenheit, Verstopfung, Übelkeit) und können durch langsame Dosissteigerung umgangen werden. Gelegentlich sind sie aber so stark ausgeprägt, dass ein Medikament nicht weiter verabreicht werden kann (z.B. Unruhe, Schlaflosigkeit, Allergie). Abhilfe schafft dann der Wechsel auf ein Präparat aus einer anderen Stoffklasse.

Untenstehend finden die häufigsten Nebenwirkungen von Antidepressiva Erwähnung. Ihr Auftreten hängt mit der jeweiligen Substanz, der Dosierungshöhe sowie der Geschwindigkeit der Dosissteigerung zusammen und ist von Person zu Person sehr verschieden. Gewisse Menschen verspüren überhaupt keine unerwünschten Effekte, während sie bei anderen den Wechsel auf ein zweites Präparat notwendig machen. Die meisten Nebenwirkungen verschwinden nach einigen Tagen spontan, Abhängigkeit oder Spätfolgen treten nicht auf.

Klassische Antidepressiva (Trizyklika)

  • Mundtrockenheit
  • Verstopfung
  • Mühe beim Sehen (va. Scharfeinstellung naher Objekte)
  • Niedriger Blutdruck
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit (va. bei schlafanstossenden Medikamenten)
  • ·nnere Unruhe, Schlaflosigkeit, Schwitzen
  • Leichtes Zittern
  • Gewichtszunahme
  • Selten allergische Reaktionen
  • Bei manisch-depressiver Krankheit kann in seltenen Fällen eine Manie ausgelöst werden

Neuere Antidepressiva (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)

  • Übelkeit, Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Innere Unruhe, Schlafstörungen
  • Leichtes Zittern, Schwitzen
  • Durchfall

Lithium

  • Durst mit vermehrter Urinmenge
  • Gewichtszunahme
  • Leichtes Zittern
  • Bauchbeschwerden, Durchfall
  • Selten Veränderungen der Schilddrüsenhormone

Aus der Website www.depression.unizh.ch, Klinische Forschung der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, Sektor Ost und zentrale Spezialangebote


> Zurück zur Liste
> Text ausdrucken
> Nach oben